Dax und Monkey in der deutschen Motorpresse – ein Überblick der letzten 40 Jahre
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
50 Jahre Monkey – 41 Jahre Dax und Monkey in Deutschland. Für viele „etwas Ältere“ von uns waren Dax oder Monkey das erste motorisierte Fahrzeug – und vorher das Objekt der Begierde. Hin und wieder tauchten auch Artikel in der einschlägigen Motorpresse auf, ob in „Das Motorrad“, „Auto, Motor und Sport“, „Hobby“, „Mot“ oder wie sie alle hießen – alles, was wir in die Finger bekamen, wurde gesammelt, abgeheftet und bis zur völligen Auflösung des Papiers gelesen.
Der „Motorrad-Katalog“ erscheint 1970 erstmalig für 5 Mark und von da an jährlich – und wird in vielen Jugendzimmern auswendig gelernt. Dax, A-Monkey und SS50 sind darin zu finden, Dax und SS50 in der Abteilung „Motorräder aus Japan“ – auch die 50er Dax (998.- DM) läuft zu dieser Zeit noch als „offenes“ Kleinkraftrad mit angegebenen 4,5 PS und 70 km/h. Die A-Monkey (995.- DM) findet sich neben Mofas und Mopeds im Anhang. Die Klasse der Mokicks bis 40 km/h ist noch sehr spärlich besetzt, kein Wunder, noch sind die Versicherungsprämien für die „offenen“ 50er bezahlbar, das wird sich aber schnell ändern – und Honda wird bald reagieren und die Dax mit den uns bekannten Drosselmaßnahmen in der Mokick-Klasse anbieten.
„Wer Dax fährt, kommt sich vor wie ein Honda-Vertreter, denn er wird immer wieder von Interessenten angesprochen“ urteilt die Zeitschrift MOT in ihrem Artikel über „das Dax“ (!) im September 1971. Das „Motörchen laufen zu hören, ist ein Genuss: wunderbares regelmäßiges und erstaunlich leises Viertakt-Puff-Puff und beim Beschleunigen eine fabelhafte Drehzahlspanne bis über 10.000 U/min (…) Wirklich drehzahlfester Ventiltrieb mit obenliegender Nockenwelle, das ist keine kurzlebige Maschine, Honda kennt sich aus (…)“. Bemängelt wird einzig das Fehlen eines ab Werk angepassten Gepäckträgers, ein Lenkerkörbchen würde ja schon reichen. Und „vielleicht ein Vierganggetriebe“.
Aus den Jahren 1972 und 1974 stammen zwei Quartette „Motorräder“ von F.X. Schmid und „Motorrad-Flitzer“ von ASS (Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken) – auch hierin findet sich 1972 das deutsche Modell der Dax als offenes Kleinkraftrad, 1974 taucht dann hier auch die ST70 auf, und die Starrrahmen-Monkey Z50A.
Der Motorrad-Katalog von 1974 (Stand August 1973) stellt im „Motorräder“-Teil nun auch nur noch die ST70 vor, allerdings ist auf dem Foto offensichtlich noch die Ausführung für den japanischen Markt mit kleiner Lampe, „eckigem“ Rücklicht, kleinen obenliegenden Blinkern und obenliegenden Chromschutzblechen zu sehen. 1.198.- DM kostet die 70er Dax, die ST50G als Mokick findet man nur in einer Tabelle im Anhang, der Preis 1974: 1.148.- DM, 50 DM weniger, als die 70er.
Obwohl zumindest in den USA die Monkey schon seit 2 Jahren mit Hinterradfederung auf dem Markt ist, wird in Deutschland nach wie vor die Z50A mit Starr-Rahmen angeboten, für unveränderte 995.- DM.
1976 – der Motorrad-Katalog zeigt (inzwischen teilweise in Farbe) immer noch ein Foto des japanischen (Export)-Modells der ST70 und bildet die 50er Dax im Anhang origineller Weise mit der Bezeichnung „Honda-Monkey“ ab. Obwohl die Monkey in Japan und USA nun schon seit einigen Jahren als Z50J bzw. Z50A mit Schwinge und Federbeinen verkauft wird, steht in Deutschland noch immer die starre Z50A beim Honda-Händler.
„Fahrräder mit Rückenwind“ betitelt „Das Motorrad“ im Heft 4/1976 seine große „Mofa/Moped-Übersicht 1976“. Kleinkrafträder sind inzwischen bei astronomischen Versicherungsprämien ange-kommen, 1.000 DM im Jahr sind keine Seltenheit. Das Mokick-Segment boomt daher. Honda ist mit der Dax ST50G, der Chaly und der A-Monkey vertreten, Dax und Chaly stehen mit 1.328 DM in den Preislisten, die A-Monkey kostet inzwischen 1.148 DM. Hertie allerdings verkauft die Dax in diesem Jahr für nur 1.250 DM.
„Gut zu fahren, gut zu tragen?“ fragt „Das Motorrad“ auf dem Titel von Heft 4/1977 und testet die in Deutschland endlich erhältliche J1-Monkey. „Spielmobil“ ist der Artikel überschrieben – und dem Text ist anzumerken, dass der Redakteur von dem getesteten Fahrzeug nicht uneingeschränkt begeistert war. „Bei sehr kaltem Wetter springt die Honda nur widerwillig an (…) Erst nach dem dem zehnten, mitunter auch 20. Kickversuch und verschiedenen Choke-Stellungen blubbert das Motörchen dann aus dem versteckt angeordneten Auspuff verhalten vor sich hin.“ Es kommt noch besser: „Will der Fahrer im ersten Gang flott mit erhöhter Drehzahl starten, dann erlebt er womöglich eine Überraschung. Entweder steigt das Vorderrad hoch und die Z50J verschwindet ohne Fahrer über die Kreuzung – oder der kalte Motor wird abgewürgt.“ Na, ja. Um eine Monkey zu starten und zu fahren reichte es damals wie heute offenbar nicht, einfach nur Motorrad fahren zu können.
Angesichts der heute in unserer Szene gefahrenen Leistungen und Geschwindigkeiten, mutet der folgende Satz sehr komisch an: „Ist nach einigem Anlauf die Endgeschwindigkeit von 30 bis 35 km/h erreicht, dann kann der Fahrer froh sein, dass es nicht noch schneller geht. Wegen des kurzen Radstandes, der ungedämpften kurzen Telegabel und Federbeine ist der Geradeauslauf denkbar unbefriedigend.“
1.291,50 DM kostet die Monkey 1977 und erreicht im Test stolze 37,2 km/h.
Deutlich wohlwollender beschäftigt sich Auto, Motor & Sport im Heft 5/1977 mit der „dritten Generation einer Zwergrasse“.
„Affenfahrt“ ist der Artikel überschrieben, der zunächst auf die Geschichte der Monkey in Deutschland seit der CZ100 eingeht und dann der neuen J1 bescheinigt „der Verlust des kuriosen Rahmenhinterteils und der Zugewinn an Motorradoptik lässt das neue Modell abermals artiger erscheinen“. Später wird es dann geradezu prophetisch, hätte der Redakteur geahnt, mit welchen Motorisierungen Monkeys heute unterwegs sind, es hätte ihm vermutlich gefallen: „Aber der Wunsch nach mehr Leistung und einem richtigen Kupplungshebel lässt sich nie ganz verdrängen, weil die japanische Miniatur ihren Motorradcharakter nicht verleugnen kann und dementsprechend gefahren werden möchte. Doch mit der Kraft und der Kupplung verhält es sich letztendlich wie mit dem Honda Monkey überhaupt. Sie sind nicht lebensnotwendig, aber vielleicht gerade deshalb so erstrebenswert.“
Auch in das Quartett „Motorrad Flitzer“ schaffte es eine J1 in „papaw green“ im Jahre 1977.
Ein Quartett – falls noch jemand von Euch weiß, was das ist: Miteinander redende Kinder ohne Handy, Playstation und Computer spielten so etwas…. Man stand nicht nebeneinander auf dem Schulhof und glotzte stumm auf sein Smartphone um als Krönung der direkten Kommunikation dem 50cm daneben stehenden Kollegen eine Nachricht zu schicken. Aber ich schweife ab… 😉
1978 werden in Folge des Antimanipulations-Kataloges die letzten Exemplare der Dax in Deutschland verkauft, die letzten Modelle ab 1977 mit neuem Rahmendekor statt der klassischen Bauchbinde und statt in den gewohnten Candy-Tönen in „mighty green“ und orange. Ende 1978 gibt es die Dax in Deutschland offiziell nicht mehr zu kaufen, nur vereinzelte Händler haben noch Restbestände. Ich habe damals selbst versucht, noch eine neue Dax zu bekommen, in Düsseldorf und Umgebung war nichts mehr zu machen, gerüchteweise sollten in der Schwabengarage noch welche stehen, das war aber damals außerhalb meiner Reichweite….
Der 1979er Motorrad-Katalog (Stand August 1978) listet die Dax entsprechend auch nicht mehr auf, die J1-Monkey und die CF-50 Chaly stehen aber beide noch darin. Obwohl Honda Ende 1978 offiziell die Z50Jz und Gz, also die J2-Monkey und die Gorilla in Deutschland einführte, stand die J1 noch bis ins Frühjahr 1979 bei einigen Honda-Händlern im Lager. Ich habe bei Honda Ulmen in Düsseldorf noch im Februar/März 79 die Z50J1 im Ausstellungsraum gesehen.
Aus heutiger Rückschau kaum vorstellbar, aber im Oktober 1980 erscheint ein Bericht in „Motorrad“ Heft 20 unter dem Titel „Auf ihre Art konkurrenzlos“. Das Erstaunliche daran ist der einleitende Satz: „Vor Jahren noch an allen Straßenecken zu sehen ist die Honda Dax heute selten – aber bei Fans von Viertaktern nach wie vor hoch im Kurs.“
Dass die Dax bereits 2 Jahre nach dem offiziellen Verkaufsende der Dax als selten dargestellt wird, deckt sich weder mit zeitgenössischen Beobachtungen – damals waren noch etliche Daxen im Straßenverkehr unterwegs – noch mit der heutigen Marktsituation und Verfügbarkeit. Dass der Artikel nicht komplett zu Ende recherchiert war, mag aber auch daran erkennbar sein, dass der Verfasser die Drosselung der 50er Dax vom Kleinkraftrad zum Mokick neben Veränderungen an der Zündanlage auch einer anderen Nockenwelle zuschreibt.
Anschließend wurde es in der deutschen Auto- und Motorradpresse für ein paar Jahre deutlich ruhiger um Dax und Monkey. Die frühen 80er Jahre gehören der neuen Klasse der 80cm³ Leichtkrafträder. Die Anhebung des Hubraumes auf 80cm³ bei gleichzeitiger Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h bei einer definierten Maximaldrehzahl von 6.000 u/min beendet das Kleinkraftrad-Wettrüsten der großen deutschen und österreichischen Hersteller, bei der die 100 km/h-Grenze und die „freiwillige Selbstbeschränkung“ auf 6,25 PS längst gefallen war. Nicht nur das oft kritisierte Geräuschniveau, auch die Versicherungsprämien sinken in Folge. Die einschlägigen Motorrad-Zeitschriften konzentrieren sich danach in den Berichten für die Zielgruppe der 16jährigen fast ausschließlich auf diese neue Fahrzeugklasse. Da es Viertaktmotoren mit den angegeben (Drehzahl)-Beschränkungen nicht möglich ist, hier konkurrenzfähig vorn mitzufahren, hat Honda konsequenterweise in dieser Zeit neben den Viertakt-Mokicks CB50, CY50 und XL50 und Restbeständen an J2-Monkeys und Gorillas hier nur Zweitakter im Programm. Erst später schafft es auch eine 80cm³-Variante der CY in dieses Segment, hat aber nie großen Erfolg. 1986 verschwinden Hondas kleine Viertakter vom deutschen Markt.
1988 erscheint dann – nach fast 10 Jahren – die neue Generation Dax und Monkey auf dem deutschen Markt. Die AB23 „12V-Dax“ mit deutlichen optischen Retuschen und technischen Veränderungen, die das „Schneller-Machen“ erschweren sollen aber auch viele Verbesserungen mit sich bringen. Unter dem Titel „Tierkreiszeichen“ berichtet Motorrad im Heft 14/1988 über die neue Dax AB23 und die neue Monkey ZB50.
Im April 1989 berichtet die Zeitschrift „Oldtimer Markt“ unter dem Titel „Alles geklappt?“ auf sieben Seiten über „die zusammenklappbaren Feuerstühle der sechziger und siebziger Jahre“. Eine Seite dieses Berichtes ist konsequenterweise dann auch Hondas Dax und Monkey gewidmet.
Im März 1994 folgt in der „Oldtimer Markt“ der inzwischen berühmte große Artikel „Affenbande“ der – trotz einiger inhaltlicher Fehler – auf sieben Seiten und in Farbe sehr ausführlich die Familiengeschichte von Dax und Monkey darstellt. Georg Kaiser hat in Krefeld die Ur-IG gegründet und mittlerweile hat sich eine sehr lebhafte Szene um die kleinen Hondas gebildet, die auch etliche Fotomodelle für diesen Artikel stellt.
Motorrad Classic berichtet im März/April 1998 in Heft 2 unter dem Titel „Das Mini-Mumm“ über die 50er Kleinkrafträder von Honda. Neben C110, Cub und SS50 wird der Schwerpunkt auf 12 Seiten be-sonders auf die Konstruktion des OHV- und des späteren OHC-Motors gelegt.
Ein sehr schöner, achtseitiger Bericht über Dax und Monkey findet sich in Heft 2/2001 der Zeitschrift „Fahrrad und Moped“, die inzwischen leider vom Markt verschwunden ist. Peter Lerch, Thomas Becker, Walter Rein und Hartmut Merkle sind auf Fotos vertreten, neben Hinweisen auf die heute noch aktiven namhaften Händler und die Bonsai News finden sich in dem Artikel nur einige wenige sachliche Fehler – und überflüssige „Werbung“ für die Quickfoot von Open Concepts.
Auf 5 Seiten befasst sich im Februar 2003 die Oldtimer Praxis mit der Honda Dax. „Klein und gemein!“ lautet der Titel. Es folgen ein solider Artikel mit Kaufberatung für die Honda Dax – und ein nicht ganz ernst zu nehmender Bericht über eine Dax mit einem auf 144cm ³ aufgemachtem Chinamotor (mit vornliegender Kupplung) der angeblich mit einem 88er (!!) Kolben und Flachschiebervergaser (das Bild sieht allerdings sehr nach einem 26er Rundschieber aus..) 21PS auf dem Prüfstand leisten soll. Ein netter Werbegag des Dax und Monkey Tuningteams.
In Heft 4/2004 spannt Motorrad Classic unter der traditionellen Überschrift „Jungs, Eure 50er“ einen 6seitigen Bogen über „japanische 50er der 70er und frühen 80er Jahre“. Darin natürlich auch wieder eine Seite zu Dax und Monkey. Leider ohne besonders aussagefähige Fotos, bei der abgebildeten Dax handelt sich entgegen dem Titel um eine 1988er AB23, immerhin wird die japanische Konkurrenz ausführlich bebildert.
Die Zeitschrift Custombike ist sicher nicht die typische Lektüre des Dax- und Monkey-Fans. Im Heft 4 Juli/August 2011 findet Ihr jedoch den Artikel „bite the big ones“, in dem ein Custombike-Redakteur von seinen Erfahrungen mit Burkhards Yoshimura-Nice-J1 aus der Monkey-Garage fabuliert. 24 PS und sagenhafte 140 km/h aus 137cm³ – dazu ein mehr als vollmundiger Fahrbericht. Klappern gehört zum Handwerk, nett und lustig zu lesen ist der Artikel allemal.
Die bislang letzten größeren Artikel über unsere Fahrzeuge veröffentlichte Oldtimer Markt im Juni und September 2011. Im Heft 6/2011 geht eine Kaufberatung auf 8 Seiten noch einmal ausführlich auf Geschichte und Technik von Dax und Monkey ein, nicht ohne kritischen Blick auf die chinesischen Nachbauten. Leider aber auch nicht ganz ohne sachliche Fehler, denn natürlich war die 12V-CDI-Technik bei der Monkey nicht „den Grauimporten vorbehalten“, sondern steckte ab 1988 auch in der offiziell nach Deutschland importieren ZB50. Das Ergebnis des den Artikel abschließenden Aufrufs „zeigen Sie uns Ihren scharfen Affen“ findet sich dann drei Monate später in Heft 9/2011 – hier werden – wieder auf sechs Seiten etliche Leserfahrzeuge in allen erdenklichen Aus- und Umbaustufen vorgestellt, allerdings haben sich hier auch chinesische Nachbauten „hineingemogelt“. Denn: Eine Dax und Monkey muss als Honda geboren sein….
(Dieser Beitrag wurde ursprünglich bereits in der Ausgabe 2012 der Vereinszeitschrift der Honda Dax- & Monkey e.V. veröffentlicht.)
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